AUF SEE MIT PEE - ZURÜCKGESPULT oder: WIE ALLES BEGANN ...
Chapter 1
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Ein unerwarteter Einstieg aufs Schiff
Mit einer Mischung aus Vorfreude und Skepsis trat ich meine erste Reise auf einem Kreuzfahrtschiff an. Eigentlich war ich nur dabei, weil eine Freundin mich eingeladen hatte – sie war als Sängerin engagiert und hatte mich mit ihrer Begeisterung überredet. Doch was mich erwartete, hätte ich mir so nicht vorgestellt.
Angekommen an Bord – und gleich die erste Katastrophe
Kaum waren wir in Genua an Bord, ging es auch schon mit einer schlechten Nachricht los. Rex Gildo, das Highlight des Abends, sollte in Zypern zusteigen und die Gäste mit seinen Schlagern zum Schunkeln bringen. Doch offenbar hatte er andere Pläne – statt „Fiesta Mexicana“ wählte er die Abkürzung durchs Fenster.
Man könnte sagen, er wollte lieber aus dem Leben springen, als ein Abenteuer auf See zu erleben. Vielleicht war ihm das Schunkeln auf den Wellen zu viel. Vielleicht fand er die Aussicht auf 14 Tage mit Gästen, die „Hossa!“ grölen, weniger attraktiv als den freien Fall. Wer weiß das schon?
Auf jeden Fall war klar: Der Star des Abends war... nicht verfügbar. Aber hey, Tony Marshall sprang ein – wortwörtlich - allerdings nur ins Rampenlicht.
Tony Marshall war nicht nur Ersatz, sondern die lebende Partygranate. Während Rex Gildo den Münchener Fenstersturz vorzog, stürzte Tony sich auf die Bühne und machte das, was er am besten konnte: auf die Pauke hauen – musikalisch, emotional und, wenn’s sein musste, auch mit einem Cocktailglas in der Hand.
Der Mann ließ es krachen, als gäbe es kein Morgen. „Hossa!“ war nicht nur ein Schlagerausruf, sondern eine Lebensphilosophie. Die Gäste wankten und das lag diesmal nicht am Wellengang. Und Tony? Der machte durch bis zum Morgengrauen, während die Cocktailbar um 4 Uhr früh immer noch Crushed Ice ausspuckte wie ein frisch geölter Motor.
Am Ende des Abends – oder Morgens – wusste ich nur eines: Tony Marshall war nicht nur der Retter des Abends, sondern auch der Held meines ersten Schlager-Albtraums.
Doch Spaß beiseite, Tony Marshall überraschte mich. Statt einfach nur seinen Job zu machen, legte er eine beeindruckende Professionalität an den Tag. Schon nach einer Probe wusste er die Namen aller Bandmitglieder – gut, bei einem Großteil war der Name Sergej immer der gleiche aber trotzdem: Respekt. 10000 Mal dasselbe Lied zu singen und dabei jedes Mal so zu tun, als wäre es das erste Mal – das ist keine Kunst, das ist professionelles Entertainment. Tony Marshall hat diese Disziplin perfektioniert. Das ist nicht nur ein Talent, sondern eine echte Lebensphilosophie: „Egal, wie oft du’s machst, mach es so, dass alle glauben, es wäre das erste Mal.“
Die Show war ein voller Erfolg. Ich habe sie sogar aufgenommen – einfach, weil sie mich so beeindruckte. Klar, Schlager ist nicht jedermanns Sache und ich hatte mich innerlich schon darauf eingestellt, die Augen zu verdrehen. Aber Tony hat mich eines Besseren belehrt. Die Fähigkeit, eine solche Atmosphäre zu schaffen, ist eine Kunst. Es mag einfach aussehen, aber es ist verdammt schwer. Und dafür habe ich meinen Hut gezogen. Chapeau, Tony Marshall.
Ein erster Ausflug mit Kamera, Noten und Chaos
Diese Reise war nicht geplant, jedenfalls nicht für mich. Ich war nur als Begleitung dabei, während meine Freundin als Sängerin auf einem Kreuzfahrtschiff engagiert war. Sie hatte mich überredet, mitzukommen und ich dachte, warum nicht? Eine entspannte Zeit, ein bisschen Sonne und Meer. Doch es kam anders.
Ich hatte meine erste Filmkamera dabei und die wurde schnell zu meinem eigentlichen Reisebegleiter. Ich verbrachte die Tage damit, die Kamera auszuprobieren, Funktionen zu testen, Filter zu entdecken und einfach alles festzuhalten, was mir vor die Linse kam. Meine Freundin war fast eifersüchtig – auf eine Kamera! – weil ich mich so sehr auf das neue Spielzeug konzentrierte. Aber ehrlich gesagt, hatte sie auch kaum Zeit für mich. Sie musste proben, denn auch für sie war alles neu. Es war ihr erstes Engagement auf einem Kreuzfahrtschiff.
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Mein erster Ausflug nach Kairo – ein Lehrstück in Überlebenskunst
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Mein erster Ausflug in Ägypten begann in Alexandria, wo unser Schiff lag. Ziel war Kairo, ein Ganztagesausflug mit dem Bus. Ich hatte keine Ahnung, was mich erwarten würde. Was soll ich sagen? Es lief alles falsch, was nur falsch laufen konnte.
Schon der Start war holprig: Ich verschlief, hatte kein Frühstück und – fataler Anfängerfehler – kein Lunchpaket dabei. Dazu dachte ich mir: „Ist ja warm hier, da brauchst du dich nicht dick anziehen.“ Also stieg ich, leicht bekleidet und in einem kurzen Rock, in den Bus. Ein Fehler, den ich schnell bereute.
Bevor ich jedoch überhaupt in den Bus durfte, musste ich erst noch meine Kamera beim Zoll registrieren lassen. Sie trugen sie in meinen Pass ein, damit ich sie nicht „verscherbeln“ konnte. Was auch immer die sich dabei dachten. Dann, endlich, saß ich im Bus – und fühlte mich wie am Nordpol. Die Klimaanlage war auf arktische Temperaturen eingestellt. Ich hatte nichts Warmes dabei und fror wie noch nie in meinem Leben. Aus purer Verzweiflung riss ich alle Gardinen von den Fenstern und versuchte, mich mit den kleinen Stofffetzen zu wärmen. Ich sage nur: ein Geschirrhandtuch hätte mehr hergegeben.
Die Fahrt zog sich, irgendwann kamen wir in Kairo an. Unser erster Stopp: eine Moschee. Mit meinem kurzen Rock war ich natürlich denkbar schlecht vorbereitet. Doch der Busfahrer, ein großer, kräftiger Mann, rettete mich. Er lieh mir seine aralblau-farbene Joggingpeitsche – ein modisches Highlight der besonderen Art.
Aber zurück zur Moschee. Dort erwartete mich eine Geruchsbelästigung der besonderen Art. Der Teppich war durchzogen von Schweißmauken-Geruch und erinnerte so leider mehr an die Käseabteilung bei Penny, als an einen Ort des Gebets. Schade sowas.
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Von Moscheen zu Pyramiden – ein Kulturschock der besonderen Art
Nach unserem Besuch in der Moschee – inklusive der modischen Herausforderung meiner XXL-Jogginghose – ging es direkt weiter zu den Pyramiden von Gizeh. Und so machte ich mich weiter auf in einem Outfit, das eindeutig nicht für Selfies gemacht war.
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Kairo sehen und sterben
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Die Fahrt durch Kairo war wie ein Sprung in eine andere Welt. Ich saß im Bus, schaute aus dem Fenster und es war, als würde die Stadt mich überwältigen. Überall wuselten Menschen, überall war Bewegung, überall war Leben. Nichts war leise, nichts war langweilig – Kairo war pure Energie. Ein einziges Chaos, aber ein faszinierendes.
Ich sah Menschen an den Bushaltestellen stehen, wild gestikulierend, miteinander im Gespräch vertieft . Es sag so aus, also ob alle miteinander reden, obwohl sie sich nicht kannten. Diese Offenheit, diese Lebendigkeit, diese völlige Ungezwungenheit im Umgang miteinander. Es war ansteckend, mitreißend. Ich dachte mir: „Kairo sehen und sterben.“ Mehr brauche ich nicht mehr im Leben. Es war, als hätte die Stadt alle Antworten, die ich gesucht hatte – auch wenn ich noch nicht wusste, welche Fragen ich stellte.
Das war lange, bevor ich nach Ägypten ging und dort lebte. Damals sprach ich kein Wort Arabisch, verstand kaum, was um mich herum geschah, aber ich war vollkommen fasziniert. Kairo war alles, was ich nicht kannte und genau deshalb hat es mich so in den Bann gezogen. Ein Ort, der so lebendig ist, dass man fast glaubt, die Stadt selbst atmet.
In meiner Vorstellung war die Fahrt zu den Pyramiden ein episches Erlebnis. Ich sah mich kilometerweit durch die Wüste fahren, die Sonne flimmerte am Horizont und am Ende tauchten die Pyramiden langsam aus der Fata Morgana auf – erst klein und schemenhaft, dann immer größer und beeindruckender. Die drei Prachtbauten: Cheops, Chefren und Mykerinos. Bewacht von der geheimnisvollen Sphinx, der – zumindest laut einer alten Erzählung – Napoleon eigenhändig die Nase abgeschossen hatte. Ob das stimmt? Keine Ahnung. Aber das Bild hatte ich im Kopf.
Die Realität war dann... anders. Viel anders. Denn die Pyramiden stehen nicht majestätisch in der unendlichen Wüste, sondern direkt am Rand von Kairo – und zwar mitten im Slum. Als unser Bus durch enge, chaotische Straßen fuhr, tauchten die Pyramiden plötzlich hinter den Häusern auf. Kein epischer Wüstenblick, keine schimmernde Fata Morgana, nur dichte Bebauung, Lärm und haufenweise Abfall. „What? Die Pyramiden stehen hier? Neben ner Müllhalde?“ Meine Enttäuschung war riesig. Aber gleichzeitig dachte ich mir auch: irgendwie geil. Es war so surreal, dass ich lachen musste.
Doch der Weg dorthin war faszinierend. Wir fuhren an unzähligen Bushaltestellen vorbei und ich war begeistert von der Lebendigkeit des Straßenlebens. Straßenschilder konnte ich nicht lesen, denn zu der Zeit hatte ich keine Ahnung von der arabischen Schrift. Ich kam mir vor wie ein Analphabet, der in eine fremde Welt geworfen wurde. Es war mein erster Ausflug nach Ägypten und ich sprach kein Wort der Sprache. Alles war neu, alles war überwältigend – und ich liebte es.
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Sirenen, Reiter und die Sphinx – ein surrealer Abschluss
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An den Pyramiden angekommen, war ich wieder voll in meinem Element – mit meiner Kamera. Ich probierte weiterhin alle möglichen Einstellungen aus, drehte an jedem Knopf, testete jeden Filter. Die Sphinx lag im Zwielicht des Sonnenuntergangs, eine mystische Szene, wie aus einem Film. Ich hatte sie genau im Visier, die Kamera lief und ich experimentierte mit dem Gain. Immer wieder tauchte die Sonne in kräftigem Orange auf, verschwand, tauchte wieder auf – es war perfekt. Ein toller Clip, dachte ich mir. Alles passte.
Plötzlich zerriss eine Sirene die Stille. Laut, durchdringend, wie ein Alarm. Ich wusste erst gar nicht, was los war, bis aus dem Nichts Reiter auf Pferden auftauchten. Sie kamen direkt auf uns zu, ritten über den Platz und trieben die Menschen auseinander. Jetzt hatte ich es auch kapiert. Die räumten den Friedhof leer. Öffnungszeiten adé. So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Der Ort wurde geschlossen. Die Szene hatte etwas Surreales: die Sphinx, der Sonnenuntergang, die Sirenen, die Reiter. Es war wie ein Traum – oder ein Filmset, das jemand in Windeseile abbaute.
Nachdem wir von den Reitern vertrieben worden waren, ging es noch kurz ins Hotel, das direkt an die Pyramiden angebaut ist. Ein Abendessen, das für mich mehr als überfällig war. Schließlich hatte ich den ganzen Tag nichts gegessen – kein Frühstück, kein Lunchpaket, kein Snack zwischendurch. Meine Energie war am Ende, aber die Eindrücke des Tages entschädigten für alles.
Trotz aller Hindernisse und Entbehrungen war dieser Tag ein Abenteuer, das ich nie vergessen werde. Sirenen, Reiter, die Sphinx und dieser eine Moment, als die Sonne auf der Kamera aufploppte – das war Ägypten in all seiner verrückten Schönheit.
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Landgang in Alexandria – ein Spaziergang mit Soundtrack
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Eines Tages hatte meine Freundin endlich mal Landgang – so nennt man das ja, wenn Crewmitglieder Zeit haben, das Schiff zu verlassen und an Land zu gehen. Und diesen freien Tag haben wir genutzt, um Alexandria zu erkunden. Wir beschlossen, zu den Marktständen zu laufen und ich muss sagen: Das war einfach wunderschön.
Die Marktstände zogen sich durch eine endlose Gasse und wir schlenderten gemütlich hindurch. Ein Erlebnis für alle Sinne: die Farben der Obst- und Gemüsestände, die Gerüche von Gewürzen und frisch gebackenem Brot, das Stimmengewirr der Händler, die laut ihre Waren anpriesen. Manche Stände präsentierten ihre Waren wie kleine Kunstwerke: Obst und Gemüse, akkurat zu Pyramiden gestapelt, als hätten sie auf ein Fotoshooting gewartet. Die Tomaten leuchteten rot, makellos, wie aus einer Werbung. Diese Liebe zum Detail war beeindruckend. Und dann gab es die Kontraste: Stände, an denen alles kreuz und quer lag, einfach rein geworfen nach dem Motto: „Das wird schon gekauft.“
Gerade dieser Wechsel zwischen Ordnung und Unordnung machte den Markt so besonders. Es war, als würde man durch eine Galerie laufen, in der die Stände die Gemälde waren – mal präzise und perfekt, mal wild und spontan. Der Markt hatte etwas Beruhigendes, fast schon Magisches. Doch das Besondere war die Musik. Vom Anfang bis zum Ende des Marktes lief überall derselbe Radiosender. Egal, an welchem Stand wir vorbeikamen, es war, als würde der ganze Markt einen gemeinsamen Soundtrack haben. Die Musik verband alles zu einem stimmigen Ganzen – ein Echo, das uns begleitete, während wir durch die schmalen Gassen spazierten. Es war ein Moment, in dem alles einfach passte.
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Die Suche nach der perfekten Galabeya
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Ein Highlight meines Landgangs in Alexandria war mein festes Ziel: Ich wollte unbedingt eine Galabeya kaufen. Aber nicht irgendeine dieser Touristen-Billo-Galabeyas, die es an jeder Ecke gibt. Nein, ich suchte etwas Besonderes, mit hochwertigem Stoff und gut verarbeitet.
Während wir durch die Marktgassen schlenderten, bemerkten wir, dass wir verfolgt wurden. Es war keine bedrohliche Verfolgung, sondern eher neugierig. Zwei Ägypter schlossen sich uns an, immer freundlich, immer charmant. Einer von ihnen stellte sich später als Osama vor. Damals, in den 90ern, war das ein ganz normaler Name, weit weg von den späteren Assoziationen.
Osama war besonders an meiner Kamera interessiert. Immer wieder versuchte er, mir klarzumachen, dass er sie haben wollte. „Das kannst du vergessen,“ sagte ich ihm. „Du kannst alles von mir haben, aber nicht die Kamera.“ Die war mir heilig. Doch die beiden Jungs waren hartnäckig – nicht nur bei der Kamera, sondern auch bei ihrer Hilfe. Als ich fragte, wo ich eine schöne Galabeya bekommen könnte, sagten sie sofort: „Kommt mit uns!“
Also gingen wir mit. Die Straßen wurden immer verwinkelter, die Gassen immer schmaler. Bald waren wir weit weg von den touristischen Ecken. Kein einziger Tourist war mehr in Sicht. Ich hielt meine Kamera fest wie einen Schatz, während wir schließlich inmitten eines echten arabischen Marktes landeten. Es war faszinierend: Nichts war für Touristen gemacht, alles war authentisch, voller Leben.
Schließlich hielten wir vor einem Stoffladen an. „Das gehört bestimmt einem seiner 100 Onkel oder Cousins,“ dachte ich mir. Und tatsächlich: Drinnen lagen stapelweise wunderschöne Stoffe. Eine Galabeya zog sofort meine Aufmerksamkeit auf sich. Der Stoff war weich, die Verarbeitung tadellos. Ich probierte sie an und war begeistert. Sie sollte 50 Mark kosten – ein stolzer Preis, vor allem, wenn man bedenkt, dass sie wahrscheinlich nur 19,50 DM wert war. Aber ich war bereit, das zu zahlen.
Das Problem: Ich hatte nur einen 100-Mark-Schein dabei. „Kein Problem,“ sagte Osama. „Ich gehe zur Bank und wechsle das.“ Und ich – naiv oder vertrauensselig – ließ ihn mit dem Geld ziehen. Ich wusste nicht, ob ich den Weg zurückfinden würde, falls er nicht zurückkäme, aber irgendwie vertraute ich ihm. Also wartete ich, hielt meine Kamera weiterhin fest im Griff und hoffte, dass Osama nicht nur mit dem Geld, sondern auch mit meinem Wechselgeld zurückkommen würde.
Ein glückliches Ende und ein neuer Anfang
Leichte Zweifel kamen auf, als Osama einfach nicht wieder auftauchte. Es dauerte gefühlt eine Ewigkeit und ich begann, mir auszumalen, wie meine Freundin und ich ohne Geld, ohne Galabia und ohne Wegbeschreibung in diesen verwinkelten Gassen stranden würden. Doch dann, wie aus dem Nichts, stand er plötzlich wieder vor uns. In der einen Hand hielt er das gewechselte Geld, in der anderen Cola für uns alle. Mit einem breiten Lächeln sagte er: „It´s for you!“
Wir tranken die Cola, unterhielten uns noch ein wenig und wurden schließlich von Osama und seinem Freund zurück zur Pier begleitet. Der Ausflug endete genauso freundlich, wie er begonnen hatte. Es war ein rundum schöner Tag, vielleicht sogar der schönste Landgang, den ich auf dieser Reise hatte. Und es war, soweit ich mich erinnere, auch der einzige Ausflug, den ich mit meiner singenden Freundin zusammen gemacht habe.
Die erste Reise mit meiner singenden Freundin war der Beginn einer Faszination, die mich nie ganz losließ. Die Welt auf einem Kreuzfahrtschiff war aufregend, voller Geschichten und unerwarteter Wendungen. Doch damals war ich noch weit davon entfernt, selbst Teil der Crew zu werden.
Es sollten ganze neun Jahre vergehen, bis die Idee, als Crewmitglied auf ein Schiff zu gehen, für mich greifbarer wurde. Die Zwischenzeit war gefüllt mit anderen Abenteuern, Plänen und Erlebnissen in der TV – und Filmwelt – doch der Gedanke, zurückzukehren, blieb irgendwo im Hinterkopf. Und als sich schließlich die Gelegenheit bot, zögerte ich nicht.
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Chapter 2
Wie ich vom Doppelkopfspielen aufs Schiff kam
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Auf einer legendären Kölner TV-Party in einer hübschen Villa im Kölner Norden saß ich im Außenbereich auf einer Bierbank, mit einem Caipi in der Hand und wartete auf einen der Gastgeber.
„So organisiert man eine perfekte Party,“ dachte ich mir. Vom stimmungsvollen Lichtkonzept im Garten bis hin zum unglaublich freundlichen, perfekt geschulten Personal war alles durchdacht. Die Cocktailbar war selbst um 4 Uhr morgens noch bestens bestückt – inklusive allen Kaltgetränken und Crush-Eis. Eine beeindruckende Organisation, die ihresgleichen suchte.
Es war eine dieser lauen Sommernächte, in denen die Wärme selbst nach Mitternacht nicht nachließ.
Sogar ein Limousinen-Service stand bereit und jeder Gast erhielt beim Verlassen der Party ein „First-Aid-Kit“ mit Aspirin, Zahnbürste und Erfrischungstuch. Nach dem Motto: „Nach der Party ist vor der Party“ – es wurde wirklich an alles gedacht.
Doch bevor es so weit war, saß ich noch auf meiner Bierbank, beobachtete das Geschehen und wartete darauf, dass jemand vorbeikam, den ich kannte. Plötzlich fragte ein großer Mann mit einem randvollen Grillteller, ob der Platz mir gegenüber noch frei sei. Ich nickte und er ließ sich geschmeidig – trotz seiner beeindruckenden Statur – auf der Bierbank nieder.
Sein verschmitzt-fröhliches Lächeln fiel mir sofort auf, ebenso wie der kleine Zopf, den er im Nacken trug. Normalerweise finde ich solche Frisuren bei Männern mittleren Alters eher albern – irgendwo zwischen Pseudo-Künstler und ambitioniertem Nerd. Aber bei ihm passte es irgendwie. Es stand ihm.
Wir kamen ins Gespräch. Statt der üblichen Fragen, was man beruflich mache, unterhielten wir uns über Musik, Essen, Urlaubsanekdoten – alles, was leicht und unbeschwert ist. Schnell fanden wir eine gemeinsame Ebene. Sein Name war Martin, und bald erzählte er mir von seiner Leidenschaft für Doppelkopf. Das konnte ich gut nachvollziehen, denn ich liebe das Spiel ebenfalls.
Schon bald stand ein Termin für einen Doppelkopfabend fest. Erst während eines dieser Zocker-Nachmittage verriet er, dass er eine Produktionsfirma besaß und Reisefilme für Kreuzfahrtunternehmen produzierte.
„Kannst du mit einer Kamera umgehen? Texten und schneiden?“ fragte er mich unvermittelt. „Könntest du dir vorstellen, für mich zu arbeiten?“
Diese Gelegenheit ließ ich mir nicht entgehen. Kurz darauf war ich mit einer Videokamera an Bord eines 5-Sterne-Plus-Kreuzfahrtschiffes und reiste für Martins Firma um die Welt. Es war ein Traumjob, der mich in die entlegensten Winkel der Erde führte.
Leider verstarb Martin unerwartet und mit ihm endete mein Engagement bei seiner Produktionsfirma. Doch das Leben auf See hatte mich längst in seinen Bann gezogen. Die Freiheit, die Abenteuer und die Vielfalt der Menschen und Orte – das wollte ich nicht aufgeben.
Also blieb ich.
Im Laufe der Jahre war ich in den verschiedensten Positionen an Bord tätig: Entertainment-Managerin, Concierge, Reiseleiterin, Kreuzfahrtberaterin und schließlich Kreuzfahrtleiterin.
Inzwischen habe ich über 140 Länder und Regionen bereist. Ich kenne nicht nur die Destinationen, sondern auch die besten Ausflugsziele und Sehenswürdigkeiten wie meine Westentasche.
Mit diesem Wissen stehe ich meinen Gästen bei Ihren Reiseanfragen mit Rat und Tat zur Seite.
Auch das Golfspielen habe ich auf See kennengelernt. Mein erster gefilmter Golfplatz war der Sandy Lane Golf Club auf Barbados – der legendäre Green Monkey Course. Damals wusste ich noch nicht, auf welchem heiligen Boden ich stand. Das wurde mir erst später bewusst. Hätte ich damals gewusst, was das für ein Platz ist, hätte ich sicher einen Schläger im Gebüsch versteckt und dort tagelang auf Tiger gewartet. Ich sage ja immer: Es gibt Tiger Woods und Leo-Pee ;)
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Zwischenfazit
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Diese Jahre auf See, mit all ihren Abenteuern, Herausforderungen und Begegnungen, haben mich geprägt – beruflich und persönlich. Ich habe gelernt, flexibel zu sein, auf Menschen aus unterschiedlichen Kulturen einzugehen und mich in jeder Situation schnell zurechtzufinden.
Im Laufe der Jahre war ich in den verschiedensten Positionen an Bord tätig: als Videographin, Entertainment-Managerin, Concierge, Reiseleiterin, Kreuzfahrtberaterin und schließlich Kreuzfahrtleiterin. Inzwischen habe ich über 140 Länder und Regionen bereist und kenne die Destinationen, Ausflugsziele und Sehenswürdigkeiten wie meine Westentasche. Jede Destination hat ihre eigenen Geschichten und ich liebe es, diese mit meinen Gästen zu teilen und ihnen unvergessliche Erlebnisse zu ermöglichen.
Dieses Wissen und diese Erfahrung fließen heute direkt in meine Arbeit ein. Ob es darum geht, Reisen zu planen, individuelle Ausflüge zu gestalten oder die besten Golfdestinationen auszuwählen – ich kann auf ein weltweites Netzwerk und tiefgehende Kenntnisse zurückgreifen.
Wir sagen immer: ‚Reisen Sie nicht mit irgendwem – denn Sie sind ja auch nicht irgendwer!‘ Und genau das ist mein Anspruch.
Und so schließt sich der Kreis: von den ersten Schritten in Alexandria bis hin zur eigenen Seefahrt und den vielen Erinnerungen, die ich gesammelt habe.
Seit Mitte Dezember 2024 teile ich diese Erfahrungen nicht nur mit meinen Gästen, sondern auch mit den Zuhörerinnen und Zuhörern meines Podcasts „Auf See mit Pee“- Kreuzfahrten und andere Katastrophen“. Hier nehme ich Sie mit hinter die Kulissen der Seefahrt und erzähle von den Abenteuern, Herausforderungen und auch den humorvollen Momenten, die das Leben an Bord so einzigartig machen.
Ob Sie auf der Suche nach Inspiration für Ihre nächste Reise sind, mehr über das Leben auf einem Kreuzfahrtschiff erfahren möchten oder einfach nur Lust auf spannende Geschichten haben – kommen Sie mit auf eine ganz besondere Entdeckungsreise.
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AUF_SEE_MIT_PEE》"Kreuzfahrten und andere Katastrophen"
findet ihr unter:
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